"... und den neuen Tag wie ein neues Leben beginnen." – Edith Stein

15. Oktober: hl. Teresa von Ávila

Teresa von Ávila (Peter Paul Rubens)

Teresa von Ávila (Gemälde von Peter Paul Rubens)

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„Sólo Dios basta“ – Gott allein genügt!"

Das war das Leit- und Lebensmotiv der hl. Teresa von Ávila. Geboren wurde sie am 28. März 1515 als Teresa de Cepeda y Ahumada (so der Name ihrer Mutter) in Ávila und starb dort am 4.10.1582, woraus dann nach der Gregorianischen Kalenderreform der 15. Oktober wurde.

Sie war eine temperamentvolle, kluge und aktive Frau, im Glauben verwurzelt, aber nicht weltentrückt. Der Himmel drang in ihr Herz ein, aber sie verlor nie ihren Kopf in den Wolken. Teresa war eine Mystikerin im Glauben, aber zugleich eine starke, mutige, kreative und eigenständige Persönlichkeit. Doch in der Männerwelt ihrer Zeit gab es für Frauen wie sie kein öffentliches Wirken. Einer jungen Frau aus niederem Adel, der das eigene Heim „zu eng“ wurde, blieb als einziger Ausweg oft nur der Eintritt ins Kloster.

Dabei war Teresa eher eine spirituelle Spätzünderin. Sie schrieb selbst, sie sei 20 Jahre lang eine "Herumtreiberin" gewesen und habe sich erst im Alter von 40 Jahren ernsthaft mit ihrer geistlichen Entwicklung beschäftigt. In einer berühmten Passage aus ihrer Autobiographie erwähnt sie, wie ihr die Forderung Gottes immer wieder bewusst wurde; oder - wie man damals sagte - ein 'wiederkehrendes göttliches Eindringen in ihre Seele' stattfand: "Was der Herr will, sind Werke. Wenn ihr eine kranke Frau seht, der ihr helfen könnt, dann habt keine Angst, dass eure Hingabe darunter leidet, sondern habt Mitleid mit ihr: Wenn sie Schmerzen hat, sollt ihr auch Schmerzen haben; wenn es nötig ist, fastet, damit sie eure Nahrung bekommt, nicht so sehr um ihretwillen, sondern weil ihr wisst, dass es der Wille eures Herrn ist. Das ist die wahre Vereinigung mit seinem Willen."

Teresa von Ávila gilt heute als herausragende Vertreterin der spanischen Mystik, aber wer dahinter eine weltfremde Frömmigkeit erwartet, wird eine gehörige Überraschung erleben. Sie war eine selbstbewusste Pragmatikerin, die den Autoritäten im 16. Jh. erhobenen Hauptes gegenüber trat, und ein Organisationstalent mit außergewöhnlicher Menschenkenntnis. Zu Lebzeiten reiste sie herum und gründete über 30 Ordenshäuser der sog. unbeschuhten Karmeliter (18 Frauen- und 13 Männerklöster).  Teilweise gegen massive Widerstände des bestehenden Ordens behauptete sie sich in einer von Männern dominierten Welt, auch wenn es hierzu - so war nun einmal ihre Zeit - der Unterstützung eines Mitstreiters im Geiste bedurfte: Johannes vom Kreuz.

 „Drei Dinge", schrieb sie später einmal,  „hat man zu mir gesagt: Dass ich in der Jugend schön war, dass ich klug und heilig sei. Den beiden ersten Meinungen habe ich leider zuviel Glauben geschenkt und es bitter bereut. Den letzten Anspruch aber, dass ich heilig sei, weise ich ganz und gar zurück."

Teresa war sehr beliebt – jedoch nicht unbedingt bei der Kirchenobrigkeit. Für ihren Zeitgenossen, den päpstlichen Nuntius Filippo Sega, wäre eine Heiligsprechung Teresas der schlimmste Albtraum gewesen. Denn für ihn war sie nichts weiter als ein „ein unruhiges, herumvagabundierendes, ungehorsames und verstocktes Weibsbild, das unter dem Vorwand von Frömmigkeit falsche Lehren erfand [...] und wie eine Lehrmeisterin andere belehrte, ganz gegen das, was der heilige Paulus lehrte, als er anordnete, dass Frauen nicht lehren sollen." Er stand mit dieser Meinung nicht allein. Jahrelang musste sich Teresa einem Inquisitionsverfahren unterziehen. Der Prozess endete zwar im Jahr 1579 mit einem Freispruch, doch war das keine Selbstverständlichkeit. 1622, also nur 43 Jahre später, wurde sie von Papst Gregor XV. heiliggesprochen.

Teresa de Jésus, so ihr Ordensnamen, war das große Vorbild unserer Patronatsheiligen Edith Stein. Die Lektüre von Teresas Autobiographie war der entscheidende Impuls für Edith Stein, sich katholisch taufen zu lassen. Denn in ihr schien sie eine Seelenverwandte zu sehen. Beide waren klug, selbstbewusst und engagiert, und beiden blieb in der patriarchalischen Welt ihrer Zeit eine adäquate Stellung im weltlichen Leben verwehrt. Auch die mystische Versenkung zur Erfahrung tiefster Glaubensgewissheiten war beiden Frauen gemeinsam. So war es nur folgerichtig, dass Edith Stein nicht nur den Taufnamen Theresia annahm, sondern auch später in den teresianischen Karmeliter-Orden eintrat als Teresia Benedicta a Cruce.

Am 27. September 1970 wurde Teresa von Ávila von Papst Paul VI. als erste Frau in den Rang einer Kirchenlehrerin erhoben, eine Ehrung, die in all den Jahrhunderten zuvor nur Männern zuteil geworden war.

 

Gott spricht:
O Seele, suche dich in mir,
und Seele, suche mich in dir.

Die Liebe hat in meinem Wesen
Dich abgebildet treu und klar;
kein Maler lässt so wunderbar,
o Seele, deine Züge lesen.
Hat doch die Liebe dich erkoren
Als meines Herzens schönste Zier:
Bist du verirrt, bist du verloren,
o Seele, suche dich in mir.

In meines Herzens Tiefe trage
ich dein Porträt, so echt gemalt;
sähst du, wie es vor Leben strahlt,
verstummte jede bange Frage.
Und wenn dein Sehnen mich nicht findet,
dann such nicht dort und such nicht hier:
Gedenk, was dich im Tiefsten bindet,
und, Seele, suche mich in dir.

Du bist mein Haus und meine Bleibe,
bist meine Heimat für und für;
ich klopfe stets an deine Tür,
dass dich kein Trachten von mir treibe.
Und meinst du, ich sei fern von hier,
dann ruf mich, und du wirst erfassen,
dass ich dich keinen Schritt verlassen:
und, Seele, suche mich in dir.

Nichts soll dich ängstigen,
nichts dich erschrecken.
Alles geht vorüber.
Gott allein bleibt derselbe.
Alles erreicht der Geduldige,
und wer Gott hat, hat alles.
Gott allein genügt
.

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