"... und den neuen Tag wie ein neues Leben beginnen." – Edith Stein

Kirche St. Georg

Dort, wo heute die Kirche von St. Georg in Alt-Marl steht, stand bereits vor über tausend Jahren eine Kirche. Vielen Menschen gilt als eines der Wahrzei-chen der Stadt, ist sie doch der alte Kern, um den herum Marl entstand.

Das heutige Gebäude stammt allerdings erst aus dem 19. Jahrhundert, wurde 1859 eingeweiht und ist, dem Geschmack jener Zeit entsprechend, im neugotischen Stil erbaut. Nur der untere Teil des Turmes ist wesentlich älter. Aus unregelmäßigen Sandsteinen der Umgebung zusammengefügt hat man ihn bereits am Ende des 12. Jahrhunderts errichtet. Er ist damit original romanisch, will aber schon ein wenig gotisch werden, was man unter anderem an den angespitzten Fensterbögen sowie an den damals hochmodernen Wasserabschlägen sehen kann. 1863 kam dann die Spitze hinzu.

Die Kirche selbst ist traditionell geostet, das heißt, der Altarraum, die Apsis, zeigt Richtung Osten, der Turm folgerichtig nach Westen. Alte Kirchen können heute wie früher von Kennern als Navigationssysteme benutzt werden.

Der Innenraum

Betritt man die Kirche durch das Hauptportal, sehen wir einen Raum, der einige Male neu gestaltet wurde, aber noch die von der Gotik inspirierte Atmosphäre bewahrt hat. Ein Mittelgang führt durch das Hauptschiff. Die Säulen, die das Spitzgewölbe tragen, zeigen die Figuren der zwölf Apostel. Judas Iskariot wurde durch Paulus ersetzt, dazu gesellt sich, höchst ungewöhnlich, Josef, der Zimmermann und Vater von Jesus. Das Handwerk gehört seit Jahrhunderten zu Alt-Marl.

Der Altar, der Ambo und die Sedilien wurden 2012 aus der Apsis heruntergeholt ins Volk, so dass der Mittelgang an einer Altarinsel endet. Der ursprüngliche Altarraum dahinter ist nun leer, bis auf das schlichte Kreuz, und nutzbar für Chöre, Konzerte und in der Weihnachtszeit für die Krippe.

Die Fenster

Dadurch kommen die bunten Fenster sehr gut zur Geltung. Gestaltet wurden sie nach dem Krieg vom Künstler Ludwig Baur, der auch die Fresken am Kopf der Seitenschiffe schuf. Das große Ostfenster zeigt zentral die Gestalt Johannes des Täufers, umgeben von Symbolen hauptsächlich aus der Apokalypse, dem letzten Buch der Bibel. Beim Licht der aufgehenden Sonne leuchtet es besonders schön.

Im Westen im Turm über dem Hauptportal wurde im 15. Jahrhundert ein gotisches Fenster gebrochen, dessen Glas um das Jahr 2000 von Joachim Klos neu gestaltet wurde. Es erinnert an Noah und damit an das erste Buch der Bibel. Auch die übrigen Fenstergläser wurden vom Künstler entworfen. Modern in der Symbolsprache nehmen sie die Farben des Chores auf, lassen sie aber auf weißem Hintergrund leuchten. Dadurch wird die Kirche hell. Die Fenster der Nordseite sind wichtigen Menschen aus der Bibel gewidmet, die der Südseite heiligen Menschen der Kirchengeschichte. Der Obergaden ist inspiriert von Worten der Apokalypse.

Vorne an der Stirn des nördlichen Seitenschiffes steht das Taufbecken, wohl das älteste Teil der Kirche überhaupt. Nur mit floralen Ornamenten verziert stammt es aus der Mitte des 12. Jahrhunderts. Vor der Stirnseite des südlichen Seitenschiffes befindet sich der Tabernakel.

Steht man am Altar und schaut nach Westen in die Gemeinde, fällt der Blick auf das imposante Prospekt der Orgel. Gemeinsam mit den Kirchenbänken ein eindrucksvolles Bild aus Eichenholz und Metallpfeifen. Erbaut wurde das Instrument von der Orgelbauwerkstatt Metzler aus Dietikon, Schweiz. Die Orgel besitzt 34 Register und 2 Transmissionen (drei Manuale und ein Pedal). Eingeweiht wurde sie am 14. April 1997.

Kunstwerke in der Kirche St. Georg

In der Kirche sind noch viele weitere künstlerische Darstellungen zu sehen. Vor allem ist da der Kreuzweg von Heiner Kuhlmann, der nun an der Außenmauer der Nordseite der Kirche angebracht ist - unter einem Glasdach, das den Sakralbau mit dem 2012 neu errichteten Sakristeibau verbindet.

Aber auch die Grablegung Josefs durch seine Frau Maria und seinen Sohn Jesus an der südöstlichen Seite der Kirche. Der Darstellung gegenüber über dem Eingangsbereich steht hoch oben die Statue der Heiligen Barbara. Sie ist unter anderem die Patronin der Geologen und Bergleute, und wird daher in dieser Region, südlich der Lippe, seit dem 19. Jahrhundert hoch verehrt. Auch ist ihr eines der Fenster gewidmet.

Eine Grabplatte aus dem frühen 17. Jahrhundert erinnert an die Gönner der Gemeinde, derer von Loe, einem alten Adelsgeschlecht, das Marl prägte.
Im Eingangsbereich werden die Ikone der Immerwährenden Hilfe und die Statue des Heiligen Antonius verehrt.

Insgesamt ist die St. Georgskirche eher eine Dorfkirche. Ihre Geschichte ist geprägt von vielen Umbauten, Anbauten, Rückbauten. Die letzte Umgestaltung fand im Jahr 2013 ihren Abschluss mit der feierlichen Altarweihe des Bischofs von Münster, Dr. Felix Genn.

Aber durch ihre Proportionen und ihrem gotischen Erscheinungsbild wirkt sie wie ein Dom im Kleinen. Sie ist ungefähr doppelt so lang wie breit und hoch. (~ 34 m /17 m/15 m) und lädt auch heute noch oder gerade heute zum Verweilen, Betrachten, Innehalten und Beten ein.


Rundflug über St. Georg