"... und den neuen Tag wie ein neues Leben beginnen." – Edith Stein

Kirche St. Michael

1938 wurden in Marl Drewer die Chemischen Werke Hüls – Bunawerke errichtet. Damit entstanden viele neue Arbeitsplätze. Durch den damit verbundenen Bau von Siedlungen wurden in den folgenden Jahren viele Menschen in dem Bereich der heutigen Gemeinde St. Michael angesiedelt.  Gleichzeitig  war man sich in der Mutterpfarre St. Georg darüber klar, dass die Kirche mit dieser schnellen Entwicklung Schritt halten  und für Drewer neue Möglichkeiten zur Entfaltung des religiösen Lebens schaffen musste.

Auf Ersuchen des Dechanten Markfort aus Herten und des Pfarrers Niehues aus St. Georg, besuchte im Dezember 1950 der Generalvikar des Bistums Münster, Herr Dr. Pohlschneider, Drewer und genehmigte den Bau der Michaelskirche. Wegen der schlechten Finanzlage wurde diese Genehmigung jedoch nur erteilt unter den Bedingungen äußerster Einschränkungen und umfangreicher Eigenleistungen der Gemeindemitglieder.

Geschichte

Am Samstag, dem 11. August 1951 begann der Bau der Michaelskirche mit dem 1. Spatenstich. Unterstützt wurde der Bau der Michaelskirche vom damaligen Werksleiter der Chemischen Werke, Dr. Paul Baumann, der die Bestrebungen der Kirchengemeinde auch im Hinblick auf die außerbetriebliche Bedeutung für die Werksangehörigen und ihrer Familien sehr zu schätzen wusste. Viele Menschen stellten ihre Arbeitskraft und Freizeit in den Dienst der guten Sache.

Während eine Gruppe die Arbeit mit dem Spaten auf sich nahm, stand eine andere Gruppe innerhalb des Werkes (Chemische Werke Hüls) auf dem Gerüst und brach mit Hammer und Meißel Steine aus Mauern, die im Krieg als Schutz vor Bombensplittern um Behälter mit gefährlichem Inhalt errichtet worden waren. Es fügte sich günstig, dass gerade zu diesem Zeitpunkt, da für die Kirche billiges Baumaterial gesucht wurde,  diese Mauern beseitigt wurden und die Abbruchsteine für den Kirchbau gestiftet wurden. Mit Lastwagen wurden die Steine auf den Kirchplatz gefahren, um dort von einer Gruppe Freiwilliger in mühevoller Arbeit geputzt, vom alten Mörtel befreit und gestapelt zu werden.

Am 11. November 1951 wurde in einer Feierstunde der Grundstein für den Bau der Michaelskirche gelegt.
Am 05. Mai 1952 erfolgte das Richtfest.

Am Samstag, dem 19. Juli 1952, um 17.30 Uhr fuhr Bischof Michael Keller vom Pfarrhaus St. Georg in einer von 4 Pferden gezogenen Kutsche zur Michaelskirche. Dort begann um 18.00 Uhr die Zeremonie zur äußeren Weihe der Kirche. Am Sonntag, dem 20. Juli 1952, wurden aus der Notkirche in einer feierlichen Prozession die Reliquien der Märtyrer Clarus und Felix zur Kirche getragen, wo dann der zweite Teil der Weihezeremonie begann. Um 9.00 Uhr wurde von Pfarrer Niehues das erste feierliche Hochamt in der neugeweihten Kirche gefeiert.

Zur Inneneinrichtung der Kirche gehört ein auffälliges Mosail, das die Allerheiligste Dreifaltigkeit Gottes darstellt. Es wurde angebracht zu Weihnachten 1958 und stammt von dem Künstler Menke aus Weeze. Das Tabernakelgehäuse und das silberne Altarkreuz (heute ist beides vergoldet) stammten aus den Händen von Hubert Teschlade aus Münster. Der Tabernakel selbst, die Altarkerzenleuchter, die Apostelleuchter und der Hahn auf dem Kirchturm wurden in ehrenamtlicher Arbeit in den Werkstätten der Chemischen Werke Hüls erstellt.

Zu Ostern 1953 ist das neue Rundfenster über dem Hauptportal zu bewundern, geschaffen nach einem Entwurf von Trude Dinnendahl, der Witwe des Künstlers Hubert Dinnendahl, der auch das Marienmosaik in der Kirche schuf. In der Osternacht 1953 wurde der Taufstein eingeweiht, ein Geschenk der Baufirma Zabel aus Datteln. Der Deckel des Taufsteins wurde in der Lehrwerkstatt der CWH gefertigt. In der Osternacht erklingt auch zum ersten Mal die Orgel, die auf der Empore über der Sakristei angebracht wurde.

Am 21. September 1957 werden die 4 neuen Glocken in einem Festhochamt geweiht.
1. Glocke: „Unser Herr Jesus Christus der König“, Ton Dis, Gewicht 1080 kg
2. Glocke: „Erzengel Michael“, Ton Fis, Gewicht 625 kg
3. Glocke: „Heiliger Albertus der Große“, Ton Gis, Gewicht 430 kg
4. Glocke: „Heilige Maria, Königin der Engel“, Ton Ais, Gewicht 315 kg

Im November 1953 komplettierte das fertiggestellte Gemeindehaus mit Kindergarten, Schwesternwohnheim, Pfarrerwohnung und Mehrzweckräumen die neue Pfarrei St. Michael. Im Jahr 1969 folgte die Klais-Orgel.


Statue der Heiligen Edith Stein in St. Michael

Am Samstag, 21. Mai 2022, wurde in einem feierlichen Gottesdienst in der Kirche St. Michael, Marl, die von Pastor em. Franz Wilke gestiftete Figur der Heiligen Edith Stein eingeweiht.

Die Figur sollte gegenüber der Statue des Heiligen Michael ihren Platz finden und ebenso wie diese aus rotem Sandstein geschaffen werden.

Die ursprüngliche Idee von Pastor Wilke, Edith Stein als Nonne im Habit darzustellen, wurde in mehreren Sitzungen des Gemeindeausschusses zusammen mit dem Bildhauer Stefan Lutterbeck aus Everswinkel, der auch den St. Michael geschaffen hat, intensiv diskutiert. Da die Darstellung als Nonne aus Sicht des Gemeindeausschusses zu kurz griffe und nur eine der wesentlichen Stationen des Lebenswegs der Heiligen repräsentieren würde, kam die Idee auf, ihren Ursprung im jüdischen Glauben (Menora), ihre Zeit als Atheistin und anerkannte Wissenschaftlerin (Bücher) sowie die Konversion zum Christentum, die letzte Phase ihres Lebens als Nonne (Kreuz, Habit) und Ihren Tod im KZ (Judenstern, Stacheldraht) in der Figur bzw. im Sockel der Skulptur zu versinnbildlichen. Gerade die Zusammenschau der verschiedenen Stationen des Weges zum christlichen Glauben habe schließlich dazu geführt, dass sich die Pfarrei für die Heilige Edith Stein als Namenspatronin entschieden hatte.

Nachdem Vertreter der Gemeinde einen Entwurf in Ton im Atelier des Künstlers besichtigen konnte, stand fest, dass man mit dieser Idee einen für alle Beteiligten guten Kompromiss gefunden hatte.

In seiner Predigt im Festgottesdienst beleuchtete Pfarrverwalter Marius Mirt noch einmal die verschiedenen Phasen im Leben der Heiligen und verdeutlichte  allen Gottesdienstbesuchern/innen, warum Edith Stein zur Namenspatronin unserer Pfarrei bestimmt wurde und welche Bedeutung sie auch heute noch für unser Leben und unsere Suche nach Gott hat.

Nach dem Gottesdienst hatten die Anwesenden ausreichend Zeit, die Statue aus nächster Nähe zu bewundern und darüber mit Stefan Lutterbeck und Franz Wilke zu diskutieren. Natürlich fehlte auch ein Glas Sekt oder Orangensaft nicht, um die „neue Gottesdienstbesucherin“ gebührend zu begrüßen.

Rundflug über St. Michael