Café Welcome
Seit der großen Flüchtlingswelle im Jahr 2015 überlegten auch die evangelische Stadtkirchengemeinde ESM und die Pfarrei Hl. Edith Stein, was sie für geflüchtete Menschen tun könnten.
Nach dem Start in der kath. Kirchengemeinde „St. Michael“ am 20.02.2015 gab es Gespräche mit der evangelischen Kirchengemeinde „Dreifaltigkeit“. Beide gründeten noch im selben Jahr, als ökumenische Aktion, den Flüchtlingstreff „Café Welcome“.
Schnell fanden sich engagierte Helferinnen und Helfer, die nun schon seit über 5 Jahren – Startpunkt 30.April 2015 - jeden Donnerstag von 17:00 -19:00 Uhr Geflüchteten die Möglichkeit der Begegnung bei Kaffee und Gebäck boten, damals im HOT boje an der Martin – Luther Str. 8.
Angesprochen wurden besonders Menschen in der kommunalen Flüchtlingsunterkunft an der Wiener Straße. Sie konnten fußläufig den Treff erreichen.
Dass die Menschen nicht nur kamen, um sich mit anderen zu treffen und gemeinsam einen Kaffee zu trinken, sondern auch mit der Erwartung auf konkrete Hilfe, überraschte das Team nicht.
Hilfe bei aufenthaltsrechtlichen Fragen, beim Ausfüllen von Anträgen, bei der Suche einer Wohnung, in der Begleitung zu Behörden und Ärzten, beim Beschaffen von Möbeln, Kleidung und Haushaltswaren, sowie Hilfe beim Erlernen der deutschen Sprache, dem Finden eines Kindergartenplatzes oder einer Schule wurden angefragt.
Das Team half, wo es konnte, jeder nach den eigenen Neigungen und Möglichkeiten. Es wurde schnell auf dem Gelände in Brassert eine Kleider- und Haushaltskammer gegründet, um den Menschen konkrete Hilfe anbieten zu können.
Gleichzeitig wurde das Programm des „Café Welcome“ weiterentwickelt und 2018 in die neu errichteten Räume der Dreifaltigkeitskirche an der Brassertstr. 40 verlegt, da sie mehr Platz boten. Die Haushalts- und Kinderkleiderkammer konnte 2016 nach einem Antrag an den Kirchenvorstand der Pfarrei Hl. Edith Stein in eine Wohnung im Michaelshaus an St. Georg umziehen. Somit hat auch diese wertvolle Arbeit für Menschen in Not ihren festen Ort gefunden.
Im Team, dem immer auch geflüchtete Menschen angehören, wurden/ werden Feste organisiert – z. B. ein Nikolausfest, um den Geflüchteten deutsche Traditionen nahe zu bringen. Es wurde zu Vorträgen eingeladen - z.B. mit der Verbraucherzentrale, dem Jobcenter oder auch einer Fahrschule. Es wurden Ausflüge organisiert, um den Neuankömmlingen ein Stück unserer Heimat zu zeigen und ihnen den Neustart zu erleichtern – so z.B. Besuche in den Zoos in Gelsenkirchen und Münster, die teils von der Flüchtlingshilfe der Caritas des Bistums Münster finanziert wurden. Dazu gehörte auch ein Besuch auf einem Obstbauernhof in der Ried, weil manche der Geflüchteten noch nie selbst einen Apfel gepflückt hatten.
Zwischenzeitlich sind fast alle Geflüchtete in eigenen Wohnungen untergekommen und die größten Nachfragen richten sich an die Haushaltskammer und an Hilfen im Alltag. Denn so manches Problem ist geblieben, wie das Ausfüllen von behördlichen Papieren, der Kontakt mit Kitas und Schulen, das Erlernen der deutschen Sprache und die Ausbildungsplatz- und Arbeitsplatzsuche.
Wir erinnern uns an die Begrüßung der Geflüchteten in 5 Sprachen zu Beginn des Engagements. Heute ist das nicht mehr notwendig. Viele beherrschen unsere Sprache so, dass die Verständigung nur im Notfall einen Dolmetscher benötigt – es sei denn: es kommen neue Menschen nach Marl, die unsere Hilfe dringend benötigen. Benötigen – das hat etwas mit Not zu tun. Und Not ist immer präsent!
Leider musste im März die Arbeit im „Café Welcome“ wegen der Covid 19 Pandemie eingestellt werden. Sobald es gefahrlos möglich ist, soll die Arbeit vor Ort fortgeführt werden. In der Zwischenzeit versucht das Team – so gut es geht – telefonisch und mit sicherem Abstand der Not zu begegnen und zu helfen.
Beatrix Ries und Günter Tewes sind für den Teil „Begleitung und Beratung“,
Reinhild Farges für die „Haushalts- und Kinderkleiderkammer" verantwortlich.