"... und den neuen Tag wie ein neues Leben beginnen." – Edith Stein

Kirche St. Bonifatius

Die Geschichte von St. Bonifatius und die Entstehung ihrer Kirche war lange Zeit Teil der wechselvollen Geschichte der Zeche Brassert. Zugleich aber war es der mühevolle Weg von einer Außen-Seelsorgestelle der Muttergemeinde St. Georg in Alt-Marl zu einer selbständigen Pfarrgemeinde. Von gerade einmal 100 im Jahre 1907 wuchs die Belegschaft der Zeche bis zum Ersten Weltkrieg auf 1500 Mann an (1976 immerhin noch über 1300), aus allen Teilen Deutschlands, aus Sachsen, Bayern, Ostpreußen, Schlesien, aber auch aus Polen, Galizien, Böhmen, Kroatien, der Slowakei, Belgien und Russland. Ein buntes Volk, das hier heimisch wurde und dem die Alteingesessenen der Gemeinde Alt-Marl mit vielen Vorbehalten begegneten.

Geschichte

Die erste Sonntagsmesse hielt der damalige Kaplan Fehlker im Flur der 1911 errichteten Kolonieschule, der jetzigen Bonifatiusschule. Die Pfarrchronik schildert die damals armseligen Verhältnisse, wenn es heißt: „Dicht gedrängt umstehen die Gläubigen den einfachen Holzaltar, den man auf dem Korridor des untersten Stockwerkes aufbaut. Im linken Gang der angrenzenden Klasse stehen die Mädchen, im rechten Gang die Frauen, die Knaben auf der Treppe, die in das zweite Stockwerk führt, und die Männer auf der breiteren Hausflurtreppe.“ 1919 erwirbt die Muttergemeinde St. Georg für Brassert eine Kriegsgefangenenbaracke, die neben der Kolonieschule errichtet und am 8. Dezmber 1919 als Kirche eingeweiht wird. Endlich gab es wenigstens einen festen Altar, Tabernakel und Bänke für die Gläubigen. Am 1. Juli 1920 wurde die neue Seelsorgestelle Brassert zum Rektorat St. Bonifatius, allerdings noch ohne Vermögensrechte, die weiterhin bei St. Georg lagen. Es dauerte noch einmal über 9 Jahre, bis am 21. Oktober 1929 der Grundstein zur Bonifatiuskirche gelegt werden konnte. Die vom Architekten Schäfer aus Münster entworfene, nach barocken Vorlagen erstellte Kirche wurde von der Künstlerfamilie Augustin Kolbe ausgemalt. Mit der Darstellung der Dreifaltigkeit wird die ganze Chorapsis ausgefüllt, wobei der barocke Holzaltar, den der Bildhauer Frerichmann aus Münster anfertigte, das Kreuzbild zum Mittelpunkt hatte. Am 16. Oktober 1929 wurde die neue Kirche feierlich eingeweiht.

Als der Bischof von Münster am 9. Mai 1932 Gerhard Landwehr zum neuen Rektor der Bonifatiusgemeinde berief, hatte diese bereits 3500 Mitglieder. Zu dieser Zeit hatten Marl, Brassert und Drewer zusammen etwa 18000 Einwohner, davon fast 10 000 Katholiken. 1950 waren es in Brassert dann fast 6500 Katholiken, die der Gemeinde angehörten.

Die beim Bombardement des 2. Weltkrieges stark in Mittleidenschaft gezogene Kirche wurde unter tatkräftiger Mithilfe und dank der großen Spendenfreudigkeit der Gemeinde wieder restauriert. Auch nach einem verheerenden Brand am 26. Oktober 1966, dem auch die gerade vier Jahre zuvor angeschaffte Orgel zum Opfer fiel, gelang es mithilfe finanzieller Unterstützung durch das Generalvikariat unter der Leitung des Architekten Alfons Boklage aus Münster, die stark zerstörte Kirche innerhalb kurzer Zeit wieder aufzubauen. So konnte bereits am 16. Dezember 1967 die Altarweihe durch Weihbischof Tenhumberg, der selbst einmal Kaplan in St. Bonifatius gewesen war, stattfinden. Und das Geld reichte sogar noch für eine neuen Orgel mit 19 Registern, die Ostern 1968 von der Orgelbaufirma Speith aus Rietberg eingebaut wurde.

Rundflug über St. Bonifatius